„Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren.“
Dennis Meadows, Ökonom
Arbeit macht einen Großteil unseres Lebens aus. Sie bestimmt unseren Alltag und ermöglicht uns zugleich, zu wohnen, zu essen und vieles mehr. Es wurde noch nie so viel auf der Welt produziert und konsumiert wie heute – sei es Kleidung, Lebensmittel oder technische Geräte wie Handy und Autos. Hierbei spielt Wirtschaftswachstum eine wichtige Rolle im Kampf gegen globale Armut. Doch Wachstum allein führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand oder guter Arbeit für alle. 700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten.
Mehr Menschen als je zuvor leben heute in Zwangsarbeit, in dem sie vorübergehend oder lebenslang als Eigentum anderer behandelt werden: Weltweit rund 40 Millionen Menschen, die unter anderem in der Landwirtschaft, der Textilindustrie oder der Rohstoffgewinnung tätig sind. Durchschnittlich arbeiten so indirekt für jeden Deutschen rund 60 „Sklaven“ – durch globale Produktionsketten ist es kaum möglich zu garantieren, dass in einem Smartphone, einem T-Shirt oder einer Tasse Kaffee keine Zwangsarbeit steckt.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene arbeiten weltweit immer noch unter extremen, gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen und verdienen dabei nur einen Hungerlohn. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit anstatt in die Schule zu schicken, da sie zu arm sind, um ihre Familie alleine zu ernähren. Laut Schätzungen von UNICEF sind weltweit 150 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren schon berufstätig. Die meisten von ihnen leben in Afrika, gefolgt von Asien. Sie verrichten oftmals Tätigkeiten, die ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung schaden und obendrauf die Umwelt stark belasten.
Ein weiteres großes Hindernis für menschenwürdige Arbeit stellt auch die Schattenwirtschaft. Damit ist die Arbeit ohne Besteuerung und Regulierung gemeint oder legale (z.B. Müllsammler) und illegale (Schwarzarbeit, Kriminalität) Tätigkeiten. Dies wirkt sich negativ auf das Einkommen, den Sozial-, Arbeits- und Gesundheitsschutz und die allgemeinen Arbeitsbedingungen aus. Die Schattenwirtschaft sorgt für mehr Armut und stellt eine große Herausforderung bei der Verfolgung des Ziels einer menschenwürdigen Arbeit für alle dar – sowohl in Deutschland wie auch in anderen Ländern.
Wie sieht die Situation in Deutschland aus?
Deutschland gehört zu den reichsten Industrieländern der Welt. Dieser Wohlstand und das Wirtschaftswachstum sind auf Kosten natürlicher Ressourcen erreicht worden. Ökologisch gesehen leben und konsumieren wir in Deutschland weit über unsere Verhältnisse – um unseren Ressourcenverbrauch zu decken wären mehrere Erden notwendig. Der Umstieg auf eine nachhaltigere Wirtschaft ist also eine große Herausforderung, die auch den Arbeitsmarkt verändern wird. Aber auch unser Konsumverhalten muss nachhaltiger werden.
Schlechte Arbeitsbedingungen sind nicht nur in so genannten Entwicklungsländern ein Problem. Auch in Deutschland herrschen in vielen Bereichen Lohndumping und prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leih- oder Zeitarbeit. Besonders von Ausbeutung gefährdet sind Arbeitsmigranten oder Saisonarbeiter, die oft in der Landwirtschaft oder in der Baubranche eingesetzt werden. Aber auch der Online-Bereich ist hiervon betroffen beispielsweise durch den Versandhandel und Zustellungen von Paketen – niedrige Preise, niedrige Löhne für harte Arbeit. Und auch in Deutschland leben schätzungsweise 170.000 moderne „Sklaven“. Obwohl es vergleichsweise wenig Arbeitslosigkeit gibt, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht für alle gleich. So sind Menschen mit Behinderung öfter arbeitslos als der Durchschnitt und Frauen leisten häufig unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt oder in der Pflege.
Aufgrund des demographischen Wandel kann es in Deutschland langfristig zu einem Mangel an Fachkräften kommen. Wenn es mehr ältere Menschen im Ruhestand gibt und weniger arbeitende Menschen, werden zunehmend die sozialen Sicherungssysteme mangels eingehender Beiträge unterfinanziert. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige), sprich die Erwerbstätigenquote lag 2019 bei 80,6 Prozent, sodass der Zielwert von 78 Prozent für 2030 bereits jetzt erreicht worden ist.
©Statistisches Bundesamt/Destatis, 2021
Quelle: 17Ziele.de