„Nachhaltigkeit heißt: Kann man auf Dauer so weitermachen, wie man es heute macht? Wenn man das nicht kann, dann ist es nicht nachhaltig“
Anselm Görres, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft
Jeder zweite Mensch weltweit lebt heute in einer Stadt – bis zum Jahr 2050 könnten es bis zu drei Vierteln der Weltbevölkerung sein. Städte sind Ballungszentren der Wirtschaft und der Innovation – sie produzieren rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Doch gleichzeitig verursachen sie bis zu 75 Prozent des menschlichen CO2-Ausstoßes. Städte bieten viel Potential für eine nachhaltigere Zukunft, denn ihre Bevölkerungsdichte bietet die Voraussetzungen für ökologischeres Wohnen und ressourcenschonende Mobilitätskonzepte.
Der Zugang zu Ressourcen innerhalb von Städten ist noch immer ungleich verteilt. 2018 stieg der Anteil der Stadtbevölkerung, der in Slums lebt, auf 24%. Viertel ohne Wasser- und Stromversorgung liegen in den Metropolen des globalen Südens oft unmittelbar neben „Gated Communities“ oder Golfplätzen mit Flutlicht und Rasensprenganlagen. 9 von 10 Stadtbewohnern atmen Luft, deren Feinstaubbelastung über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation liegt. Nur rund die Hälfte hat einfachen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und bloß 20 Prozent zu öffentlichen Räumen wie Plätzen oder Parks. Durch die Folgen des Klimawandels werden Ungleichheiten noch verstärkt, denn die ärmsten Menschen sind oft am stärksten von Naturkatastrophen und ähnlichem betroffen.
Wie ist die Situation in Deutschland?
In deutschen Großstädten gibt es zurzeit kaum ein brisanteres Thema als Mieten und Wohnungsnot. So fürchtet sich zum Beispiel jeder dritte Mieter in Hamburg davor, die Wohnung zu verlieren. Vor allem Geringverdienende müssen oft weit mehr als die empfohlenen 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. So wird Mieten zum Armutsrisiko – Geringverdienende werden immer weiter aus den Innenstädten verdrängt und so auch von Infrastruktur und sozialem Leben abgeschnitten. Eine der zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung ist also, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und gleichzeitig eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt zu erhalten, indem öffentlicher Raum und Stadtnatur geschützt werden.
Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrrad- und Fußverkehr sind Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategie. Diese muss auch den ländlichen Raum mitdenken. Denn die Lebensqualität und den Zugang zu Mobilität, Bildung und Infrastruktur in Stadt und Land anzugleichen, bedeutet auch, dem demographischen Druck auf die Städte entgegen zu wirken und ländliche Regionen zu attraktiven Standpunkten für Wirtschaft und Innovation zu machen.
Deshalb hat sich auch Deutschland das Ziel gesetzt, Städte nachhaltiger und damit zukunftsfähiger zu gestalten. Außerdem sollen Städte inklusiver werden, das heißt niemand soll ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Dafür braucht es etwa mehr bezahlbaren Wohnraum und bessere Mobilität. Dabei werden auch die Umwelt und das Klima berücksichtigt, denn ein weiteres Ziel ist die CO₂-neutrale, klimaangepasste und energieeffiziente Stadt. Um diese Ziele zu erreichen entwickeln Bund, Länder, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger Ideen und Pläne. Neben Plänen zur Stadtentwicklung setzt Deutschland auf die Entwicklung ländlicher Regionen, um die Lebensqualität auf dem Land und in der Stadt gleichwertig zu gestalten.
© Statistisches Bundesamt/Destatis
Quelle: 17Ziele.de