ZIEL 12: NACHHALTIGE KONSUM- UND PRODUKTIONSMUSTER SICHERSTELLEN

Immer wieder gibt der Mensch Geld aus, das er nicht hat, für Dinge, die er nicht braucht, um damit Leuten zu imponieren, die er nicht mag.“

Danny Kaye, Schauspieler, Komiker und Sänger

Braunkohle, Öl, Holz, Obst, Gemüse und Getreide – für den weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt, brauchen wir immer mehr Ressourcen. Die Menge an Rohstoffen, die wir zur Herstellung unserer gewünschten Produkte brauchen, hat sich seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt. Im Jahr 2018 verbrauchte jeder von uns durchschnittlich über 16 Tonnen Rohstoffe, das entspricht dem Gewicht von 11 Autos. In Ländern mit hohem Einkommen war die Menge 13 Mal höher, als in Ländern mit niedrigem Einkommen. Länder mit hohem Einkommen können ihren Rohstoffbedarf alleine meist nicht decken und beziehen daher viele Ressourcen aus Ländern des globalen Südens.

Wie können wir mit den knappen Ressourcen unseres Planeten so umgehen, dass sie auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben? Dazu ist ein tiefgreifender Wandel unserer Produktions- und Konsumpraktiken notwendig, weg von einer „Wegwerf-Kultur“ und hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der weniger verschwendet und mehr wiederverwendet und recycelt wird. Seit 1970 hat sich der weltweite Konsum an materiellen Gütern mehr als verdreifacht, Tendenz noch immer steigend.

Allein die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Bis 2015 haben wir mehr als 6,9 Milliarden Tonnen Plastikmüll erzeugt – fast 80 Prozent davon landet wiederum in Deponien oder in der Umwelt, nur neun Prozent wurde recycelt. Und das, obwohl in den letzten Jahren vermehrt über die Folgen von Umweltverschmutzung beispielsweise durch Plastikmüll berichtet wurde.

Jedes Jahr wird außerdem schätzungsweise ein Drittel aller produzierten Lebensmittel – 1,3 Milliarden Tonnen – weggeworfen. Gleichzeitig leiden mehr als 2 Milliarden Menschen auf der Welt an Hunger oder Unterernährung.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Industrieländern wie Deutschland ist der Ressourcenverbrauch pro Kopf besonders groß. Jede und jeder Deutsche wirft pro Jahr durchschnittlich etwa 1,5 Kilogramm Kleidung, 85 Kilogramm Nahrungsmittel und rund 25 Kilogramm Plastikverpackungen in den Müll. Um auf die Flut an Plastikmüll zu reagieren, will die EU Einwegplastik wie Strohhalme oder Wattestäbchen verbieten, doch Plastikverpackungen sind noch immer allgegenwärtig.

Auch die richtige Mülltrennung hilft nur bedingt, denn die Hälfte der Plastikabfälle können nicht wiederverwertet werden. In Deutschland ist „Containern“, also das Retten von ungebrauchten Nahrungsmitteln aus dem Müll, trotz dramatischer Lebensmittelverschwendung noch immer illegal. Vorbild könnten hier Gesetzgebungen wie in Frankreich sein, wo es für den Handel bald verboten ist, neuwertige Lebensmittel wegzuwerfen.

Wichtig ist auch Information und Transparenz: Durch Umweltsiegel auf Produkten, wie den „Blauen Engel“, können Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde oder es bei der Nutzung beispielsweise wenig Energie verbraucht oder Treibhausgase ausstößt. In Deutschland war im Jahr 2016 nur fast jedes elfte Produkt mit einem staatlichen Umweltzeichen versehen.

Verbraucherinnen und Verbraucher in den Industrieländern haben überdurchschnittlich viel Macht, um mit ihren Entscheidungen auch globale Produktionsketten zu beeinflussen, zum Beispiel durch den Umstieg auf regionale, ökologische und fair gehandelte Lebensmittel.

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 11: STÄDTE UND SIEDLUNGEN INKLUSIV, SICHER, WIDERSTANDSFÄHIG UND NACHHALTIG GESTALTEN.

„Nachhaltigkeit heißt: Kann man auf Dauer so weitermachen, wie man es heute macht? Wenn man das nicht kann, dann ist es nicht nachhaltig“

Anselm Görres, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft

Jeder zweite Mensch weltweit lebt heute in einer Stadt – bis zum Jahr 2050 könnten es bis zu drei Vierteln der Weltbevölkerung sein. Städte sind Ballungszentren der Wirtschaft und der Innovation – sie produzieren rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Doch gleichzeitig verursachen sie bis zu 75 Prozent des menschlichen CO2-Ausstoßes. Städte bieten viel Potential für eine nachhaltigere Zukunft, denn ihre Bevölkerungsdichte bietet die Voraussetzungen für ökologischeres Wohnen und ressourcenschonende Mobilitätskonzepte.

Der Zugang zu Ressourcen innerhalb von Städten ist noch immer ungleich verteilt. 2018 stieg der Anteil der Stadtbevölkerung, der in Slums lebt, auf 24%. Viertel ohne Wasser- und Stromversorgung liegen in den Metropolen des globalen Südens oft unmittelbar neben „Gated Communities“ oder Golfplätzen mit Flutlicht und Rasensprenganlagen. 9 von 10 Stadtbewohnern atmen Luft, deren Feinstaubbelastung über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation liegt. Nur rund die Hälfte hat einfachen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und bloß 20 Prozent zu öffentlichen Räumen wie Plätzen oder Parks. Durch die Folgen des Klimawandels werden Ungleichheiten noch verstärkt, denn die ärmsten Menschen sind oft am stärksten von Naturkatastrophen und ähnlichem betroffen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In deutschen Großstädten gibt es zurzeit kaum ein brisanteres Thema als Mieten und Wohnungsnot. So fürchtet sich zum Beispiel jeder dritte Mieter in Hamburg davor, die Wohnung zu verlieren. Vor allem Geringverdienende müssen oft weit mehr als die empfohlenen 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. So wird Mieten zum Armutsrisiko – Geringverdienende werden immer weiter aus den Innenstädten verdrängt und so auch von Infrastruktur und sozialem Leben abgeschnitten. Eine der zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung ist also, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und gleichzeitig eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt zu erhalten, indem öffentlicher Raum und Stadtnatur geschützt werden.

Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrrad- und Fußverkehr sind Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategie. Diese muss auch den ländlichen Raum mitdenken. Denn die Lebensqualität und den Zugang zu Mobilität, Bildung und Infrastruktur in Stadt und Land anzugleichen, bedeutet auch, dem demographischen Druck auf die Städte entgegen zu wirken und ländliche Regionen zu attraktiven Standpunkten für Wirtschaft und Innovation zu machen.

Deshalb hat sich auch Deutschland das Ziel gesetzt, Städte nachhaltiger und damit zukunftsfähiger zu gestalten. Außerdem sollen Städte inklusiver werden, das heißt niemand soll ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Dafür braucht es etwa mehr bezahlbaren Wohnraum und bessere Mobilität. Dabei werden auch die Umwelt und das Klima berücksichtigt, denn ein weiteres Ziel ist die CO₂-neutrale, klimaangepasste und energieeffiziente Stadt. Um diese Ziele zu erreichen entwickeln Bund, Länder, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger Ideen und Pläne. Neben Plänen zur Stadtentwicklung setzt Deutschland auf die Entwicklung ländlicher Regionen, um die Lebensqualität auf dem Land und in der Stadt gleichwertig zu gestalten.

 

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 10: UNGLEICHHEIT IN UND ZWISCHEN LÄNDERN VERRINGERN

„Würde man das Vermögen der unteren Hälfte auf 1,5 oder zwei Prozent aufstocken, hätte man für die Armen so viel erreicht wie mit 30 Jahren Wachstum, und das, ohne die planetarischen Grenzen weiter zu überschreiten.“

Thomas Pogge, Professor für Philosophie

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Das heißt, dass wir alle die gleichen Rechte haben, beispielsweise das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Das bedeutet auch, dass wir alle die gleichen Chancen haben sollten, etwa beim Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung sowie sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe. Vielen Menschen bleibt dies jedoch verwehrt, weil sie von Armut betroffen sind. Armut hat viele Gesichter und damit einhergehend auch Ungleichheit. So haben beispielsweise 258 Millionen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung – das sind fast doppelt so viele Kinder, wie in ganz Europa leben. Auch eine Gesundheitsversorgung ist nicht für alle Menschen selbstverständlich, ebenso wenig wie die Gleichstellung von Mann und Frau.

Auch das Vermögen in Form von Kapital, Ressourcen und Immobilien ist ungleich auf der Welt verteilt. Mehr als ein Drittel des weltweiten Vermögens gehört 1 Prozent der reichsten Menschen und auch das restliche Vermögen wird unter den verbliebenen 99 Prozent der Weltbevölkerung ungleich und ungerecht verteilt. Innerhalb und zwischen den Ländern ist die wirtschaftliche Ungleichheit zwar noch immer hoch und in vielen Ländern steigt der Anteil des Einkommens, der den reichsten 1 Prozent zugutekommt. Gleichzeitig ist jedoch in den meisten Ländern ein Anstieg des Einkommens der ärmsten 40 Prozent der Weltbevölkerung zu verzeichnen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Um Ungleichheiten in Deutschland zu verringern, setzt man auf Integration, die Förderung gleicher Bildungschancen und eine gerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen.

Deutschland ist ein buntes Land und für ein friedliches Miteinander ist die Integration der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer unverzichtbar. Besonders wichtig ist nicht nur der Spracherwerb, sondern auch eine schulische Qualifizierung. Ausländerinnen und Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft erreichen in Deutschland seltener einen Schulabschluss, verglichen mit deutschen Schulabsolventinnen und –absolventen. Im Hinblick auf höhere Bildungsabschlüsse fällt auf, dass nur etwa 15 Prozent der ausländischen Schulabsolventinnen und -absolventen im Jahr 2019 die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife erreicht haben, während mit 36,7 Prozent doppelt so viele deutsche Schulabsolventinnen und -absolventen einen höheren Abschluss erreichten.

Einkommensungleichheiten werden in Deutschland insbesondere mithilfe von Sozialleistungen, Sozialversicherungen und Steuern entgegengewirkt.  Dennoch ist das Vermögen in Deutschland aber deutlich ungleicher verteilt. Einer der Gründe hierfür ist dass die Menschen in Deutschland viel häufiger zur Miete wohnen statt in eigenen Immobilien.

©Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 9: WIDERSTANDSFÄHIGE INFRA­STRUK­TUR AUFBAUEN, BREITEN­WIRKS­AME UND NACH­HALTIGE INDU­STRIALI­SIE­RUNG FÖRDERN UND INNO­VATIONEN UNTERSTÜTZEN

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Albert Einstein,
theoretischer Physiker und Physik-Nobelpreisträger

Funktionierende Infrastruktur ist eine Grundlage für ein gutes Leben, eine produktive Wirtschaft und Industrie. Infrastruktur bedeutet nicht nur Straßen, Brücken oder Schienennetze, sondern auch die Versorgung mit Internet, Strom, Wasser oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Von all diesen Faktoren hängt es ab, ob uns beispielsweise medizinische Versorgung oder gesunde Nahrungsmittel einfach zugänglich sind, und ob wir am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Auch Unternehmen sind auf Infrastruktur angewiesen, zum Beispiel auf verlässliches Internet und sichere Straßen zum Transport ihrer Produkte.

Vor allem in sogenannten Entwicklungsländern besteht großes Interesse an Industrialisierung und einem Umstieg auf produktive Industrien, um langfristig Arbeit und Wohlstand zu sichern. In den heutigen Industrieländern waren diese Entwicklungen allerdings mit massiven Belastungen für die Umwelt verbunden. Um die Länder des globalen Südens an den Vorteilen einer starken Industrie und Infrastruktur teilhaben lassen zu können, spielen gezielte Förderungen von Innovationen und Forschung eine wichtige Rolle, zum Beispiel im Bereich der erneuerbaren Energien.

Im Jahr 2017 flossen insgesamt 59 Milliarden Dollar aus öffentlichen Mitteln in die Wirtschaftsinfrastruktur in sogenannten Entwicklungsländern ein. Trotz alldem verläuft die Industrialisierung in den am wenigsten entwickelten Ländern immer noch zu langsam voran. Es gibt erhebliche Unterschiede in der industriellen Produktivität zwischen armen und reichen Ländern. Grund dafür: der Zugang zur angemessenen Finanzierung für Innovationen, Effizienzsteigerung und neue Märkte fehlt, die zum Wachstum der Unternehmen beitragen. Dadurch wäre es möglich, neue Arbeitsplätze zu schaffen und einen besseren Lebensstandard für alle zu erreichen.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Deutschland belegt, einer OECD-Studie zufolge, Platz 6 im Ranking der nachhaltigsten Industrieländer. Vor allem im „Greentech“-Bereich spielt Deutschland eine wichtige Rolle – also bei der Entwicklung und Produktion von Technologien zum Umweltschutz und erneuerbaren Energien. Trotzdem gibt es auch in Deutschland noch viel zu tun, denn die Energie- und Verkehrswenden gehen nur langsam voran und der Zugang zu hochwertiger Infrastruktur ist noch ungleichmäßig.

Noch immer haben nicht alle Haushalte und Regionen Zugang zu schnellem Breitband-Internet und die Glasfaseranschlüsse, die in anderen Ländern als Selbstverständlichkeit gelten, sind hierzulande noch eine Ausnahme. Eine schwache Infrastruktur führt unter anderem dazu, dass Firmen aus unterversorgten Regionen abwandern – es folgen Bevölkerungsrückgang und Arbeitslosigkeit. 19 Regionen, vor allem in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet, sind akut von Strukturschwäche durch mangelnde Infrastruktur, schwache Wirtschaftsentwicklung und Bevölkerungsrückgang/Abwanderung gefährdet.

Platz 2 belegt Deutschland hingegen als eines der innovativsten Länder der Welt. Das Statische Bundesamt ermittelt jährlich den Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. 2019 lagen die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei 110 Mrd. Euro, das entspricht einem Anteil von 3,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2025 private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung, auf mindestens 3,5 Prozent des BIP zu erhöhen. Deutschlands Aufgabe ist es, einen Fokus auf nachhaltige Innovationen und grüne Technologien zu legen und Entwicklungs- und Schwellenländern ebenfalls zu einem Zugang zu bereits bestehendem Wissen und neuer Forschung und Entwicklung zu verhelfen.

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 8: DAUERHAFTES, BREITENWIRKSAMES UND NACHHALTIGES WIRTSCHAFTS­WACHSTUM, PRODUKTIVE VOLLBE­SCHÄFTIGUNG UND MENSCHEN­WÜR­DIGE ARBEIT FÜR ALLE FÖRDERN

„Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren.“

Dennis Meadows, Ökonom

Arbeit macht einen Großteil unseres Lebens aus. Sie bestimmt unseren Alltag und ermöglicht uns zugleich, zu wohnen, zu essen und vieles mehr. Es wurde noch nie so viel auf der Welt produziert und konsumiert wie heute – sei es Kleidung, Lebensmittel oder technische Geräte wie Handy und Autos. Hierbei spielt Wirtschaftswachstum eine wichtige Rolle im Kampf gegen globale Armut. Doch Wachstum allein führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand oder guter Arbeit für alle. 700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten.

Mehr Menschen als je zuvor leben heute in Zwangsarbeit, in dem sie vorübergehend oder lebenslang als Eigentum anderer behandelt werden: Weltweit rund 40 Millionen Menschen, die unter anderem in der Landwirtschaft, der Textilindustrie oder der Rohstoffgewinnung tätig sind. Durchschnittlich arbeiten so indirekt für jeden Deutschen rund 60 „Sklaven“ – durch globale Produktionsketten ist es kaum möglich zu garantieren, dass in einem Smartphone, einem T-Shirt oder einer Tasse Kaffee keine Zwangsarbeit steckt.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene arbeiten weltweit immer noch unter extremen, gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen und verdienen dabei nur einen Hungerlohn. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit anstatt in die Schule zu schicken, da sie zu arm sind, um ihre Familie alleine zu ernähren. Laut Schätzungen von UNICEF sind weltweit 150 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren schon berufstätig. Die meisten von ihnen leben in Afrika, gefolgt von Asien. Sie verrichten oftmals Tätigkeiten, die ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung schaden und obendrauf die Umwelt stark belasten.

Ein weiteres großes Hindernis für menschenwürdige Arbeit stellt auch die Schattenwirtschaft. Damit ist die Arbeit ohne Besteuerung und Regulierung gemeint oder legale (z.B. Müllsammler) und illegale (Schwarzarbeit, Kriminalität) Tätigkeiten. Dies wirkt sich negativ auf das Einkommen, den Sozial-, Arbeits- und Gesundheitsschutz und die allgemeinen Arbeitsbedingungen aus. Die Schattenwirtschaft sorgt für mehr Armut und stellt eine große Herausforderung bei der Verfolgung des Ziels einer menschenwürdigen Arbeit für alle dar – sowohl in Deutschland wie auch in anderen Ländern.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Deutschland gehört zu den reichsten Industrieländern der Welt. Dieser Wohlstand und das Wirtschaftswachstum sind auf Kosten natürlicher Ressourcen erreicht worden. Ökologisch gesehen leben und konsumieren wir in Deutschland weit über unsere Verhältnisse – um unseren Ressourcenverbrauch zu decken wären mehrere Erden notwendig. Der Umstieg auf eine nachhaltigere Wirtschaft ist also eine große Herausforderung, die auch den Arbeitsmarkt verändern wird. Aber auch unser Konsumverhalten muss nachhaltiger werden.

Schlechte Arbeitsbedingungen sind nicht nur in so genannten Entwicklungsländern ein Problem. Auch in Deutschland herrschen in vielen Bereichen Lohndumping und prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leih- oder Zeitarbeit. Besonders von Ausbeutung gefährdet sind Arbeitsmigranten oder Saisonarbeiter, die oft in der Landwirtschaft oder in der Baubranche eingesetzt werden. Aber auch der Online-Bereich ist hiervon betroffen beispielsweise durch den Versandhandel und Zustellungen von Paketen – niedrige Preise, niedrige Löhne für harte Arbeit. Und auch in Deutschland leben schätzungsweise 170.000 moderne „Sklaven“. Obwohl es vergleichsweise wenig Arbeitslosigkeit gibt, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht für alle gleich. So sind Menschen mit Behinderung öfter arbeitslos als der Durchschnitt und Frauen leisten häufig unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt oder in der Pflege.

Aufgrund des demographischen Wandel kann es in Deutschland langfristig zu einem Mangel an Fachkräften kommen. Wenn es mehr ältere Menschen im Ruhestand gibt und weniger arbeitende Menschen, werden zunehmend die sozialen Sicherungssysteme mangels eingehender Beiträge unterfinanziert. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige), sprich die Erwerbstätigenquote lag 2019 bei 80,6 Prozent, sodass der Zielwert von 78 Prozent für 2030 bereits jetzt erreicht worden ist.

©Statistisches Bundesamt/Destatis, 2021

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 7: ZUGANG ZU BEZAHLBARER, VERLÄSSLICHER, NACHHALTIGER UND MODERNER ENERGIE FÜR ALLE SICHERN

„Kernkraftwerke hinzustellen, ohne zu wissen, wo der Atommüll endlagert werden kann, ist wie das Abziehen einer Handgranate bevor man weiß, wo man sie hinwerfen wird.“

Dieter Hildebrandt,
Kabarettist, Schauspieler und Buchautor

Für uns ist es heute kaum vorstellbar, ohne Strom und Energie zu leben. Ob Zuhause fürs Kochen, fürs Licht, fürs Handy oder, wenn wir mit Auto, Bus und Bahn unterwegs sind. Ohne Strom läuft heute fast nichts mehr – vom Bank-Automaten bis hin zur Rolltreppe. Dass Strom überall verfügbar ist, nehmen wir für selbstverständlich. Groß ist die Überraschung, wenn der Strom mal ausfällt oder der Akku des Handys leer ist und keine Steckdose zum Aufladen in Reichweite.

Doch auch wenn mehr Menschen als je zuvor Zugang zu Strom haben, gab es 2018 noch 789 Mio. Menschen, die ohne Strom leben – knapp jeder zehnte Mensch. Am meisten davon betroffen sind Menschen aus Afrika, südlich der Sahara. Dort wächst die Bevölkerung schneller als der technologische Fortschritt der Nutzung von Energiequellen (wie Flüssiggas, Erdgas und Strom).

Weltweit sind 2,8 Mrd. Menschen immer noch auf ineffiziente und höchst umweltschädliche Brennstoffe zum Kochen angewiesen. Durch die so entstehende Luftverschmutzung in Haushalten sterben jedes Jahr circa 2,5 Mio. Menschen an Krebs, Herzkrankheiten oder Schlaganfällen.

Saubere Energiequellen (wie Wasserkraft, Windenergie, Biomasse) tragen zum Umwelt- und Klimaschutz bei, wobei fossile Brennstoffe (wie Kohle, Öl, Gas) neben der Luftverschmutzung und dem Ausstoß von CO² den Klimawandel beschleunigen.

Mit dem Ziel 7 sollen weltweit bis zum Jahr 2030 alle Haushalte einen Zugang zu Strom haben, Energien effizienter genutzt werden und der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Energieversorgung verdoppelt werden. Das heißt, dass auch abgelegene Regionen und Menschen, die flüchten oder vertrieben wurden, mit Strom versorgt werden.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Die wichtigsten Energiequellen in Deutschland sind Kohle, Atomenergie und erneuerbare Energien. Durch die Energiewende und den immer größer werdenden Anteil von erneuerbarer Energie (von 6 Prozent im Jahr 2000 auf rund 47% im Jahr 2020) gibt es Fortschritte. Dadurch verringert sich der Bedarf an fossilen Energiequellen oder kann sogar komplett ersetzt werden. Das würde zu einem geringeren Ausstoß von Emissionen führen und den Klimawandel abbremsen.

Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gemäß am Bruttostromverbrauch, soll laut dem Energiekonzept der Bundesregierung bis 2030 auf mindestens 50 Prozent und bis 2050 auf mindestens 80 Prozent steigen. Das Ziel für das Jahr 2020 wurde sogar bereits vorzeitig übertroffen. Vorangetrieben wurde diese positive Entwicklung seit dem Jahr 2000 durch die zunehmende Nutzung von Windenergie, Biomasse, Photovoltaik und entsprechende gesetzliche Maßnahmen, wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EGG). Das Klimakabinett beschloss außerdem den Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2038 und kündigte an, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll.

© Statistisches Bundesamt/Destatis, 2021

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 6: VERFÜGBARKEIT UND NACHHALTIGE BEWIRTSCHAFTUNG VON WASSER UND SANITÄRVERSORGUNG FÜR ALLE GEWÄHRLEISTEN

„Wir erreichen alle Entwicklungsziele nur, wenn wir verstehen, wie Wasser als global begrenzte Ressource mit den anderen Zielen verbunden ist.“

BORDA e.V.

Wasser – wir trinken es, wir brauchen es zum Kochen, wir waschen damit. Es ist ebenso wichtig für sanitäre Einrichtungen und die Herstellung von Nahrungsmitteln und Konsumgütern. Für viele von uns ist es selbstverständlich, dass immer genügend Wasser aus dem Hahn kommt und wir unter der Dusche das Wasser auch mal länger laufen lassen können als notwendig. Doch jeder zweite Mensch leidet darunter, dass bei ihm für mindestens einen Monat pro Jahr das Wasser knapp wird. Jeder zehnte hat sogar gar keinen gesicherten Zugang zu Wasser und jeder vierte Mensch lebt in einem Land, indem sehr viel Wasser verbraucht wird und die Wasserressourcen nur noch sehr gering sind. Insbesondere Staaten in Nordafrika stehen unter Wasserstress und sind der Gefahr ausgesetzt, dass das Wasser für sie in bald knapp werden könnte.

Die Anzahl der Menschen, die eine Sanitäreinrichtung zur Verfügung stehen haben, hat sich zwar in den letzten Jahren erhöht. Trotzdem muss noch ungefähr jeder elfte Mensch seine Notdurft im Freien verrichten, weil es überhaupt keine Toilette gibt. Mehr als jeder dritte Mensch hat zu Hause weder Wasser, Waschbecken noch Toilette. Mangelnde sanitäre Einrichtungen begünstigen die schnellere Ausbreitung von Krankheiten und Bakterien. Zudem hat auch ein Drittel aller Grundschulen keinen Zugang zu Trinkwasser und keine Sanitäreinrichtungen, dadurch leidet die Gesundheit von sehr vielen Schülerinnen und Schülern.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Deutschland hat eine gute Trinkwasserqualität. Anders sieht die Situation in Flüssen und weiteren Fließgewässern aus. Besonders die Stoffe Phosphor und Nitrat sind schädlich für die Gewässer. Phosphor gelangt durch die Landwirtschaft und aus Städten in die Flüsse. Dadurch erhöht sich der Nährstoffgehalt enorm und Sauerstoff wir immer knapper. Es kann dazu kommen, dass viele Fische sterben und sich giftige Algen bilden. Nur an etwas mehr als 44% der Messstellen waren 2018 die Fließgewässer ohne übermäßig viel Phosphor. Auch Nitrat ist ein Problem, besonders für das Grundwasser, was sehr wichtig für die Trinkwasserversorgung in Deutschland ist. Nitrat wird durch Dünger eingespeist und zu hohe Nitratwerte sorgen dafür, dass das Grundwasser ohne Aufbereitung nicht mehr getrunken werden kann. Bei fast einem Fünftel der Messstellen im Grundwasser wurde der kritische Schwellenwert überschritten.

Grund- und Oberflächengewässer sind nicht nur mit Nitrat, sondern auch mit Schwermetallen (Quecksilber) oder Phosphat sowie mit Rückständen einzelner Pflanzenschutz- und Arzneimittel belastet. So verursachen beispielsweise Hormone der Anti-Baby-Pille Unfruchtbarkeit bei Forellen. Deutschland importiert viele Produkte, für deren Produktion in den Herstellungsländern eine Menge virtuelles Wasser benötigt wird – beispielsweise für die Herstellung von Jeans oder den Anbau von Avocados. Damit trägt Deutschland über seine Konsumgüter auch zur Wasserverschmutzung durch den Einsatz von Chemikalien und zur Wasserknappheit der sogenannten Entwicklungsländer bei.

Auch wenn wir in Deutschland derzeit keinen Wassermangel haben, wird sich der Klimawandel Prognosen nach auswirken. Trockene Sommer sorgen dafür, dass die Landwirtschaft immer mehr Wasser zur Bewässerung ihrer Felder benötigt. So wird dann mehr und mehr Grundwasser für die Landwirtschaft verwendet, was aber auch überwiegend zur Trinkwassergewinnung genutzt werden muss. Dennoch ist Deutschland weit von einer Wasserknappheit entfernt.

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 5: GESCHLECHTERGLEICHSTELLUNG ERREICHEN UND ALLE FRAUEN UND MÄDCHEN ZUR SELBSTBESTIMMUNG BEFÄHIGEN

„Eine Gesellschaft, in der Mädchen und junge Frauen ihr volles intellektuelles, soziales und politisches Potenzial ausschöpfen können, ist gleichzeitig auch eine sichere, gesunde und florierende Gesellschaft.“

Julia Gillard,
ehemalige Premierministerin von Australien

Die Geschlechtergleichstellung schreitet auf der Welt voran. Insbesondere Frauen erlangen immer mehr Rechte und leben immer selbstbestimmter. Dennoch hat ungefähr jede sechste Frau in einer Partnerschaft körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erfahren. Fast die Hälfte der Frauen, die verheiratet sind oder in einer Partnerschaft leben, geben an, nicht frei über ihr Sexualleben und die Nutzung von Verhütungsmitteln und Gesundheitsdiensten entscheiden zu dürfen. Sie sind abhängig von ihrem Partner und dürfen keine freien Entscheidungen treffen.

Auch die Beschneidung von Frauen ist weltweit immer noch ein Problem. Diese Praktik beschränkt sich zwar überwiegend auf ca. 30 Länder, dort ist ungefähr jedoch jede dritte Frau davon betroffen.

In einigen Ländern erfahren Frauen auch keinen rechtlichen Schutz, da es keine Gesetze gegen Diskriminierung oder Gewalt gegen Frauen gibt. Sie haben dort keine Chance der Benachteiligung, Gewalt und Ausbeutung zu entgehen.

Des Weiteren verbringen Frauen auch dreimal so viel Zeit wie Männer damit, Kinder oder alte Menschen zu betreuen und die Hausarbeit zu erledigen. Sie werden dafür nicht bezahlt und haben dadurch weniger Zeit arbeiten zu gehen und sich zu bilden. So verlieren Frauen oft ihre Selbstständigkeit und sind finanziell von anderen Menschen abhängig.

Gleichzeitig gibt es weltweit immer mehr Frauen in Führungspositionen und Parlamenten. Jedes vierte Mitglied der nationalen Parlamente weltweit ist eine Frau, etwa 27 Prozent der Führungspositionen weltweit wird von Frauen besetzt.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland lag die unbereinigte gender pay gap 2019 bei 19 %. Damit ist das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Frauen rund ein Fünftel niedriger als das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Männern. Obwohl Frauen genauso häufig studieren und genauso hoch qualifiziert sind wie Männer, ist nur etwas weniger als jede dritte Führungsposition von Frauen besetzt (von 105 durch die Studie definierten Unternehmen). Auch im aktuellen deutschen Bundestag ist nur fast jedes dritte Mitglied eine Frau.

Oft leiden Frauen im Alltag unter Benachteiligungen, denn besonders für Mütter ist es schwieriger eine Arbeit zu finden. Häufig verdienen sie auch weniger als ihre männlichen Kollegen sowie Kolleginnen ohne Kind.

© Statistisches Bundesamt/DESTATIS

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 4: INKLUSIVE, GLEICHBERECHTIGTE UND HOCHWERTIGE BILDUNG GEWÄHR­LEISTEN UND MÖGLICHKEITEN LEBENS­LANGEN LERNENS FÜR ALLE FÖRDERN

„So lasst uns denn den Kampf aufnehmen gegen Analphabetismus, Armut und Terror und dazu unsere Bücher und Stifte in die Hand nehmen. Sie sind unsere wirksamsten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung steht am Anfang von allem.“

Malala Yousafzai,
Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin

Während die meisten Kinder und Jugendlichen aus Deutschland jede Woche zur Schule gehen, kann weltweit ungefähr jedes sechste Kind keine Schule besuchen. Für die betroffenen Kinder bedeutet das, dass sie nur über wenig Wissen verfügen und oft weder lesen, schreiben noch rechnen lernen. Dadurch können sie später auch nur einen gering qualifizierten Job ausüben und verdienen häufig sehr wenig Geld. Besonders Kinder, die in Armut leben, können nicht zur Schule gehen, weil ihnen das Geld für den Unterricht und die Schulmaterialien fehlt. Diese Kinder gehen schon früh arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Manchmal gibt es gar keine Schule in der Nähe. Dadurch können sie sich auch schwer aus der Armut befreien. Ihnen fehlen wichtige Qualifikationen und Kompetenzen.

Das geringe Bildungsniveau einer Bevölkerung ist nicht nur für die betroffenen Menschen ein Problem, sondern auch für das Land als Ganzes. Wenn es in einem Land keine gebildeten und qualifizierten Fachkräfte gibt, kann es sich kaum weiterentwickeln und aus eigener Kraft nachhaltig wirtschaftlich wachsen.

Auch wenn viele Kinder zur Schule gehen können, kann mehr als die Hälfte von ihnen trotzdem noch nicht richtig lesen und rechnen. Das liegt oft daran, dass die Schulen und Lehrer schlecht ausgestattet sind. Denn während Schulen in Deutschland immer mehr mit Computern und Technik arbeiten, haben fast die Hälfte der Schulen südlich der Sahara keinen Zugang zu Trinkwasser, keinen Strom, keine Computer und kein Internet. Außerdem fehlen qualifizierte Lehrkräfte, um den Schülerinnen und Schülern Wissen gut zu vermitteln.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland hatte im Jahr 2019 jeder zehnte der 18- bis 24-Jährigen keine abgeschlossene Berufsausbildung, kein Abitur oder eine Fachhochschulreife und nahm auch nicht an Aus- und Weiterbildungen teil. Diese sogenannten frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger haben ein erhöhtes Risiko keine Arbeit zu finden, kein ausreichendes Einkommen zu erzielen und zukünftig in Armut zu leben.

6,2 Millionen Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Viele können zwar einzelne Worte verstehen und auch schreiben, aber keinen längeren Text lesen und verfassen. Die Hälfte von ihnen sind Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. In den Schulen erzielen Menschen mit Migrationshintergrund oft schlechtere Ergebnisse und brechen 50 Prozent häufiger ab als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit deutscher Muttersprache. Dadurch ist es für sie schwieriger erfolgreich in das Berufsleben einzusteigen.

© Statistisches Bundesamt/DESTATIS

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 3: EIN GESUNDES LEBEN FÜR ALLE MENSCHEN JEDEN ALTERS GEWÄHRLEISTEN UND IHR WOHLERGEHEN FÖRDERN

„Es ist Zeit, Gesundheitsfürsorge als Teil einer ’sozialen Infrastruktur‘ zu konstituieren, die Gesundheit als ein öffentliches Gut begreift, das allen verfügbar sein muss.“

medico international

Gesundheit spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle. Wenn wir gesund sind, können wir zur Schule, Universität oder arbeiten gehen und Geld verdienen. Andersherum kann sich Stress, Arbeit oder auch Armut und wenig Essen zu haben negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Gesundheit ist also ein wichtiges Gut und ist unter anderem eine Voraussetzung dafür, dass Armut bekämpft werden kann.

In sogenannten Entwicklungsländern gehören Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt zu den häufigsten Todesursachen. Aber nur noch sehr wenige Frauen auf der Welt sterben daran, weil bei 81 Prozent der Geburten Fachpersonal dabei ist und bei der Geburt hilft.

Die gesamte weltweite Sterberate ist auch zurückgegangen und die durchschnittliche Lebenserwartung ist für Jungen auf 69,8 Jahre und bei Frauen auf 74,5 Jahre gestiegen. Auch Impfungen haben geholfen, die Gesundheitssituation weltweit zu verbessern. Trotzdem bekamen 2017 ungefähr 19,9 Millionen Kinder im ersten Lebensjahr keine Impfung gegen diverse Infektionskrankheiten. Dadurch stieg für sie die Gefahr, dass sie an tödlichen Krankheiten erkranken.

Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen mit der Immunschwächekrankheit AIDS geht seit einigen Jahren zurück. 2010 erkrankten noch 2,1 Mio. Menschen an AIDS, 2019 waren es 1,7 Mio. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Malariafälle im Jahr 2019 auf etwa 229 Millionen, 2017 waren es etwa 10 Mio. weniger.

Aber nicht nur Krankheiten, sondern auch schlechte Wasser-, Hygiene- und Sanitärbedingungen beeinträchtigen die Gesundheit von vielen Menschen weltweit. Auch Luftverschmutzung durch Abgase vom Kochen, durch den Verkehr, die Industrie und Verbrennung von Abfällen lösen Krankheiten aus. Ein weiteres Problem ist, dass in mehr als jedem dritten Land auf 10.000 Menschen nur 10 Ärztinnen und Ärzte kommen und diese ungleich verteilt sind. Dadurch können viele Menschen bei Krankheiten nicht gut versorgt werden.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland beträgt die Lebenserwartung bei Mädchen 83,4 Jahren und 78,6 Jahren bei Jungen. Das ist deutlich höher als der weltweite Durchschnitt und zeigt, dass Gesundheit und Wohlergehen entscheidend für ein langes Leben sind. Es gibt daher auch immer weniger Menschen, die unter 70 Jahren sterben (vorzeitige Sterblichkeit). Für die positiven Entwicklungen sind auch die steigenden Ausgaben für Gesundheit verantwortlich. Diese lagen 2019 durchschnittlich bei 4.944 Euro pro Kopf. Das sind 11,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Der Anteil an Jugendlichen und Erwachsenen, die gelegentlich oder ständig rauchen, ging in den letzten Jahren zurück. 2016 rauchte nur jeder vierzehnte Jugendliche, aber mehr als jeder fünfte Erwachsene. Die Ursache ungefähr jedes zwanzigsten Todesfalls ist das Rauchen, was die Lebenserwartung auf durchschnittlich 70,6 Jahre reduziert.

Obwohl die Menschen in Deutschland immer länger leben, steigt der Anteil von Jugendlichen und Erwachsenen, die übergewichtig sind. Fast jeder vierte Jugendliche und fast die Hälfte aller Erwachsenen waren 2017 übergewichtig. Dadurch leiden die betroffenen Menschen häufiger unter gesundheitlichen Problemen wie Diabetes und Bluthochdruck.

Gerade diese gesundheitlichen Probleme, die durch Rauchen und Übergewicht entstehen, machen eine Infektion mit dem Corona-Virus noch gefährlicher. Die Wahrscheinlichkeit, einen schweren Verlauf von Covid-19 zu erleiden, steigt durch diese Vorbelastungen.

Quelle: Daten: Robert Koch Institut (Stand: 22.12.2021), Grafik: Engagement Global

Quelle: 17Ziele.de