ZIEL 1: ARMUT IN ALLEN IHREN FORMEN UND ÜBERALL BEENDEN.

„Armut ist nicht natürlich, sie wurde von den Menschen geschaffen und kann deshalb überwunden, sowie durch geeignete Maßnahmen ausgerottet werden. Die Beseitigung der Armut ist kein Akt der Barmherzigkeit, sondern der Gerechtigkeit.“

Nelson Mandela, Friedensnobelpreisträger

Stell dir vor, wir Menschen stellen uns nebeneinander in einer Reihe auf. Dann würde unsere Kette so lang sein, wie der Umfang von 230 Erden und jeder zehnte von uns aus dieser Reihe lebt aktuell in extremer Armut. Jeder zehnte von uns hat also nur 1,90 US-Dollar pro Tag für Essen, Trinken, Kleidung und alles, was wir sonst noch zum Leben brauchen. Das heißt, von dem Geld könnten wir uns nicht mal eben so einen Burger kaufen, drei Kugeln Eis verputzen, uns ein Ticket für den Bus in die Stadt kaufen und dort shoppen gehen. Wir könnten uns alleine keine Schulmaterialien, Essen oder gar ein Handy leisten. Zudem leben die meisten extrem armen Menschen in ländlichen Regionen ohne Anschluss an eine funktionierende Infrastruktur, besonders oft leiden Kinder darunter. In unserer Menschenkette würden wir erkennen, dass jeder von uns von extremer Armut betroffen sein könnte und dass sie nicht so weit weg ist, wie wir denken – nur maximal neun Personen von uns entfernt.

In den letzten 25 Jahren konnten sich schon 1 Milliarde Menschen aus der extremen Armut befreien und laut Prognosen wird im Jahr 2030 nur noch jeder 16. unter extremer Armut leiden. Doch die Weltgemeinschaft hat sich ein noch ehrgeizigeres Ziel gesetzt, nämlich die extreme Armut bis 2030 komplett zu beenden. Das schaffen wir nur, wenn wir gemeinsam Hand in Hand gegen die extreme Armut vorgehen!

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland lebten im Jahr 2019 ungefähr 15% der Menschen unter der Armutsgefährdungsgrenze. Besonders alleinerziehende Elternteile sind von Armut betroffen, da sie sich oft alleine um ihre Kinder kümmern und gleichzeitig noch arbeiten müssen. Arbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund und alte kranke Menschen haben ebenso ein höheres Risiko an Armut zu leiden. Außerdem wächst jedes fünfte Kind in Armut auf, das heißt auch einer unserer Freunde im Kindergarten oder in der Schule könnte arm sein. Im Gegensatz zur extremen Armut ist man in Deutschland arm, wenn man weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens besitzt. Als Single bedeutet das, dass man weniger als 840 Euro zur Verfügung hat.

Des Weiteren konnten sich 2019 6,8% der Deutschen kein ausgewogenes Essen kaufen, ihre Miete nicht fristgerecht bezahlen oder hatten keine Waschmaschine oder Auto zur Verfügung (Materielle Deprivation). Sie konnten sich meist noch nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr leisten. Ungefähr 2,6 % der Menschen in Deutschland waren erheblich von diesen Mangeln betroffen (erhebliche materielle Deprivation). Im europaweitem Vergleich liegen die Werte Deutschlands deutlich unter denen des EU-Durchschnitts.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2021

Quelle: 17Ziele.de

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Grafik: Vereinte Nationen

In der Zeit bis zur Woche der Nachhaltigkeit in Neuss
vom stellen wir euch die 17 Ziele einzeln vor.

Vielen herzlichen Dank an 17Ziele.de für den umfangreichen Input.

Es ist Deine Entscheidung

Klimawandel, Armut und Hunger, Flucht und Migration sind Themen, die uns alle etwas angehen. Wir entscheiden, ob wir Produkte wie Jeans, Schokolade oder Handys kaufen, die Menschen unter würdigen und fairen Bedingungen hergestellt haben. Wir entscheiden, wie viel Energie wir verbrauchen. Wir entscheiden, wie wir mit den Ressourcen und Schätzen der Natur umgehen. Unser Lebensstil und unsere Art zu wirtschaften haben unmittelbar Folgen – für uns, andere und zukünftige Generationen. Es ist Zeit umzudenken. Wir alle sind gefragt. Politik und Wirtschaft wie jede und jeder von uns.

Was kann unser Beitrag zum Klimaschutz, zu fairen Standards in der Arbeitswelt und gegen Hunger und Armut sein? Als Wegweiser dient die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Diese wurde am 25. September 2015 von 193 Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York verabschiedet. Die Agenda 2030 ist ein „Weltzukunftsvertrag“. Mit diesem Vertrag verpflichten sich die Staaten dazu, allen Menschen bis zum Jahr 2030 ein Leben in Würde zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch wir in Deutschland unsere Lebensweise ändern.

Die Agenda 2030 nennt fünf Kernbotschaften, die den 17 Zielen als Handlungsprinzipien vorangestellt sind: 1. Die Würde des Menschen im Mittelpunkt, 2. den Planeten schützen, 3. Wohlstand für alle fördern, 4. Frieden fördern und 5. Globale Partnerschaften aufbauen.

Im Wesentlichen sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung:

  • Armut und Hunger beenden und Ungleichheiten bekämpfen
  • Selbstbestimmung der Menschen stärken, Geschlechtergerechtigkeit und ein gutes und gesundes Leben für alle sichern
  • Wohlstand für alle fördern und Lebensweisen weltweit nachhaltig gestalten
  • Ökologische Grenzen der Erde respektieren: Klimawandel bekämpfen, natürliche Lebensgrundlagen bewahren und nachhaltig nutzen
  • Menschenrechte schützen – Frieden, gute Regierungsführung und Zugang zur Justiz gewährleisten
  • Eine globale Partnerschaft aufbauen

Die Ziele berücksichtigen alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen und gelten für alle Staaten der Welt: Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie machen deutlich, dass wir eine gemeinsame Verantwortung für die Welt tragen.

Sieh Dir unser Video zu den 17 Zielen an

Um die Agenda 2030 auch in Deutschland umzusetzen, hat die Bundesregierung 2016 die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen und 2018 aktualisiert. Darin legt sie fest, welche Beiträge sie für die nachhaltigen Entwicklungsziele leistet und leisten wird. Die Strategie umfasst das gesamte Spektrum der Nachhaltigkeitsthemen, von höheren Bildungsabschlüssen, der Verringerung der Einkommensungleichheiten zwischen Männern und Frauen, über die Sicherung von sozialem Wohnraum, bis hin zu Handelschancen für so genannte Entwicklungsländer.

Alle zwei Jahre erstellt das Statistische Bundesamt einen Indikatorenbericht. Aus diesem wird ersichtlich, wie weit die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bereits umgesetzt wurde und wo weiterer Handlungsbedarf besteht.

Der Erfolg der Agenda 2030 hängt davon ab, dass alle mitmachen – nicht nur Staaten und Organisationen, sondern jede und jeder Einzelne. Alle können einen Beitrag leisten. Je mehr Menschen mitmachen, desto eher gelingt es, eine internationale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung aufzubauen. Denn nur gemeinsam werden wir eine bessere, gerechtere und nachhaltigere Welt gestalten.