ZIEL 17: UMSETZUNGSMITTEL STÄRKEN UND DIE GLOBALE PARTNERSCHAFT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG MIT NEUEM LEBEN ERFÜLLEN

„Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen, ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unseren Planeten zu retten.“

Ban-Ki Moon, UN-Generalsekretär von 2007 bis 2016

Globale und lokale Partnerschaften, die zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, treiben eine nachhaltige Entwicklung voran. Ziel 17 wird gestützt von der Zusammenarbeit, dem gegenseitigen Respekt und den gemeinsam getragenen Werten zur Erreichung der Ziele. Dieses Ziel umfasst sowohl finanzielle, technologische, als auch wirtschaftliche und institutionelle globale Rahmenbedingungen. Damit eine nachhaltige Entwicklung finanziert und erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Agenda 2030 gewinnt zwar immer mehr an Ansehen und Unterstützung, jedoch bestehen weiterhin große Hürden, die zu bewältigen sind.

Handelsspannungen bremsen das weltweite Wachstum ab und einige Regierungen wenden der Zusammenarbeit den Rücken zu. Private Investitionen fließen häufig nicht in die nachhaltige Entwicklung und ein Rückgang konnte bei der öffentlichen Entwicklungshilfe festgestellt werden. Im Hinblick auf die heutigen Herausforderungen, ist eine enge und internationale Zusammenarbeit fundamental. Eine gute Vernetzung ist effektiv gegen Armut und stellt sicher, dass Länder die nötigen Mittel zur Verwirklichung der Ziele haben.

Das Oberprinzip der Agenda 2030 lautet: „niemanden zurücklassen“. Es ist unsere gemeinschaftliche Verantwortung, Zugang zur Bildung, Forschung und fairen Produktionsbedingungen zu verschaffen, den Zusammenhalt zu stärken und jeden Menschen auf den Weg zur nachhaltigen Entwicklung mitzunehmen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Deutschland zählt zu einer der wichtigsten Industrienationen und setzt sich international für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ein. Fairer Handel, sozialer Zusammenhalt und der Wissens- und Technologietransfer sind in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vertreten. Im Jahr 2018 war Deutschland der zweitgrößte Geber von ODA Mitteln. Das sind Ausgaben, für finanzielle und technische Zusammenarbeit für Entwicklungs- und Schwellenländern, humanitäre Hilfe sowie Beiträge für Entwicklungszusammenarbeit.

Mit Hilfe der Entwicklungszusammenarbeit wird die weltweite Armut gemindert, der Frieden gesichert und Notlagen gelindert. Darüber hinaus wird die Globalisierung gerechter gestaltet und die Umwelt geschützt. Damit dies verwirklicht werden kann, will die Bundesregierung den Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen bis zum Jahr 2030 auf 0,7 Prozent steigern. Die Bundesrepublik hat bereits die Notwendigkeit und Wichtigkeit der engen und langfristigen Zusammenarbeit erkannt und arbeitet deshalb mit den verschiedensten Akteuren zusammen. Das Ergebnis: nachhaltige Projekte und verbundene Partnerschaften, die gemeinsam die gleichen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verfolgen und umsetzen.

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 16: FRIEDLICHE UND INKLUSIVE GESELLSCHAFTEN FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG FÖRDERN …

„Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

Elie Wiesel,
Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger

Frieden, körperliche Unversehrtheit und Schutz durch ein stabiles Rechtssystem sind unabdingbare Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung und Wohlstand. Zu viele Menschen sind auf zu schwache Institutionen angewiesen und sind ohne Zugang zu Justiz, zu Informationen und zu anderen Grundfreiheiten. Kriegerische Konflikte, sowie häusliche und kriminelle Gewalt, bedrohen das Leben von Millionen Menschen nicht nur unmittelbar – sie verschlechtern auch die langfristigen Lebensbedingungen, vermindern Ernteerträge und Ressourcen, verringern die Chancen auf Bildung, auf Gesundheitsfürsorge und Partizipation.

2020 wurden international 29 kriegerische Konflikte und Kriege gezählt. 100 Zivilpersonen sterben jeden Tag in bewaffneten Konflikten. Die Zahl der Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten, steigt stetig und ist 2019 mit über 79 Millionen Menschen so hoch wie noch nie zuvor. Weltweit gibt es laut Weltbank derzeit rund 35 Staaten, in denen bewaffnete Gruppen die Macht übernommen haben und das Leben der Bevölkerung bestimmen. In vielen Staaten herrscht Willkür, Ungleichheit und Korruption. Staatliche Ordnung, Verwaltung und Daseinsfürsorge brechen zusammen.

Grundvoraussetzung für den Schutz durch das Gesetz ist die Registrierung der Geburt. Diese wird noch immer 25 Prozent aller Kinder verwehrt. 30 Prozent aller Gefangenen weltweit werden ohne Gerichtsurteil festgehalten. In Ostasien wird einer von 100.000 Menschen vorsätzlich getötet, in Lateinamerika sind es 23.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Dies gilt es zu bewahren und gleichzeitig andere Länder darin zu unterstützen. Doch auch hier gibt es Korruption und die staatliche Verwaltung versagt. Transparenz und Rechenschaftspflicht staatlicher Institutionen und Behörden und eine effektive Kontrolle durch politisch legitimierte Gremien sind hier unverzichtbar, ebenso wie freie Presse und Berichterstattung.

Auch Kriminalität ist ein Thema in Deutschland. Im Jahr 2020 lag die Anzahl der polizeilich registrierten Straftaten bei insgesamt ca. 5,3 Millionen. Darunter entfielen 75.000 Fälle auf Wohnungseinbruchsdiebstahl, 800.000 auf Betrug und 130.000 auf gefährliche und schwere Körperverletzung.

Kriege und Konflikte haben auch Auswirkungen auf Deutschland wie das Beispiel der Geflüchteten aus Syrien belegt. Zugleich bestätigt dies, dass nachhaltiger Frieden und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung nur gemeinschaftlich erreicht werden können.

© Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 15: LANDÖKOSYSTEME SCHÜTZEN, WIEDERHERSTELLEN UND IHRE NACHHALTIGE NUTZUNG FÖRDERN, …

„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“

Albert Schweitzer

Biologische Vielfalt und gesunde Ökosysteme sind die Grundlagen unseres Lebens: Mangrovenwälder schützen die Küsten vor Flut, Insekten bestäuben die Pflanzen, die wir essen, und Regenwälder wandeln CO2 in Sauerstoff um. Deshalb ist die rasante Zerstörung von biologischer Vielfalt ein echtes Problem. Mehr als die Hälfte der Ökosysteme ist heute in schlechterem Zustand als noch vor 50 Jahren, oder wird nicht nachhaltig genutzt: Ihre genetische Vielfalt geht verloren, oder sie wurden – wie die Hälfte aller Regenwälder – bereits vollständig zerstört. Übernutzung durch intensive Landwirtschaft und die Folgen des Klimawandels gehören dabei zu den wichtigsten Ursachen. 2 Mrd. Hektar Land gelten weltweit als geschädigt. Die Zerstörung der Landökosysteme hat weitreichende Konsequenzen: Von ungefähr 5 Millionen Tierarten sterben jährlich zwischen 11.000 und 58.000 aus, unter anderem durch den Schwund ihrer Lebensräume, ca. 3,2 Mrd. Menschen werden direkt von Landschädigungen getroffen.

Darunter leiden auch indigene Völker und ihre traditionellen Lebensweisen. Und auch die globale Landwirtschaft, die unsere Versorgung mit Lebensmitteln garantiert, ist in Gefahr: Ein Drittel der fruchtbaren Landfläche weltweit ist in den letzten 40 Jahren durch Verschmutzung, Erosion oder Wüstenbildung verloren gegangen – während die Welt bis 2050 für die wachsende Erdbevölkerung schätzungsweise 50 Prozent mehr Lebensmittel produzieren muss. Doch noch ist die Hoffnung nicht verloren: Die Menschheit hat erkannt, wie sehr die Biodiversität bedroht ist und welche verheerenden Folgen damit einhergehen. Aus diesem Grund werden immer mehr Landökosysteme geschützt, wiederhergestellt und eine nachhaltige Nutzung gefördert. Weltweit gibt es immer mehr Projekte, die die Aufforstung der Wälder unterstützen und sich für die Arterhaltung und den Schutz der Ökosysteme einsetzen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Fast die Hälfte der Flächen in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. Produktionssteigerungen und immer intensivere Bewirtschaftung gehen auch an der Umwelt nicht spurlos vorbei. Jeden Tag verliert die Natur hierzulande eine Fläche von etwa 90 Fußballfeldern an Verkehr und Siedlungsbau. Durch schwere Maschinen werden Böden beschädigt, was wiederum zu Erosion und einem Verlust der Bodenfruchtbarkeit führen kann. Düngemittel stellen ein Risiko für Erde und Grundwasser dar, und die niedrige Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schränkt tierische Nahrungsquellen und Lebensräume ein.

Besonders stark diskutiert wird in Deutschland aktuell das Problem des Insektensterbens – ein erschreckendes Beispiel für den Verlust der biologischen Vielfalt. Bei 96 Prozent der Arten haben Insektenforscher einen Rückgang festgestellt. Das hat nicht nur drastische Folgen für die Landwirtschaft selbst – an vielen Orten gibt es nicht mehr genügend Insekten, um Felder natürlich zu bestäuben – sondern bringt ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Die Anzahl der Vögel ist ebenfalls um 40 Prozent geschrumpft, da Insekten als Nahrungsquelle dienen.

Die Bundesregierung hat 2019 über 745 Millionen Euro für den globalen Erhalt von Ökosystemen ausgegeben und macht sich weltweit für die Biodiversität und Artenvielfalt stark. Dabei hat das Bundeskabinett ein „Aktionsprogramm Insektenschutz“ eingeleitet, um das Insektensterben zu stoppen und die Artenvielfalt zu schützen. Darüber hinaus sind wichtige Handlungsfelder und Maßnahmen in der Naturschutz-Offensive 2020 beschrieben und festgehalten. Erfreulich ist auch, dass die Bundeswaldinventur eine positive Entwicklung des ökologischen Zustands deutscher Wälder aufweist.

© Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 14: OZEANE, MEERE UND MEERES­RES­SOURCEN IM SINNE NACHHALTIGER ENTWICKLUNG ERHALTEN UND NACHHALTIG NUTZEN

„Wir ersticken uns zu Tode mit dem ganzen Plastik, das wir weg werfen. Es tötet unsere Meere. Wir nehmen es in uns auf, durch den Fisch, den wir essen.“

Kevin Bacon, amerikanischer Schauspieler

Wir Menschen bewohnen nur einen ganz kleinen Teil der Erde und dass sie auch der blaue Planet genannt wird, ist kein Zufall – denn die Weltmeere bedecken mehr als zwei Drittel des Planeten. Damit bilden sie das größte Ökosystem der Welt. Wenn dieses System gestört wird, hat das Auswirkungen auf uns alle. Denn ohne die Ozeane hat auch das Leben an Land keine Chance. Die Ozeane versorgen uns mit Nahrung, Sauerstoff und regulieren das Klima, indem sie etwa ein Viertel der CO₂-Emissionen aufnehmen, die wir verursachen. Da die CO₂-Emissionen aber jahrzehntelang angestiegen sind, ist das Ökosystem Meer aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folgen sind der Klimawandel und eine Versauerung der Ozeane, die das Leben der Meeresbewohner bedroht. Auch Überfischung und die Verschmutzung der Meere zerstört diesen einzigartigen Lebensraum.

Eine der größten Bedrohungen ist die sogenannte illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei (IUU-Fischerei). Um sie zu bekämpfen, ist im Jahr 2016 das erste internationale Übereinkommen in Kraft getreten. Bisher sind ihm 97 Staaten beigetreten, um gemeinsam gegen IUU-Fischerei vorzugehen.

Zudem ist die Meeresverschmutzung eine große Herausforderung, in einigen Regionen mehr als in anderen. Jedes Jahr landen etwa 10 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen, die sich nicht biologisch abbauen, sondern in immer kleinere Teilchen zerfallen. Da Meerestiere die kleinen Plastikteilchen mit Nahrung verwechseln, gelangen die Plastikteilchen auch in die menschliche Nahrungskette.

Wissenschaftler haben die Wasserqualität weltweit gemessen und festgestellt, dass in Asien, Afrika und Zentralamerika die Verschmutzung der Gewässer besonders hoch ist. Dass eine positive Veränderung der Wasserqualität aber durchaus zu erreichen ist, haben Wissenschaftler ebenfalls nachgewiesen. Von 220 Küstenregionen hat fast die Hälfte die Wasserqualität ihrer Küstengewässer seit 2012 verbessert. Außerdem stehen heute doppelt so viele Gewässer unter Schutz, wie noch im Jahr 2010. Es wurden also schon einige Schritte weltweit unternommen, um den Zustand der Meere zu verbessern.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Deutschland setzt auf Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit. Die Nährstoffbelastung der Meere soll verringert werden und bis 2020 sollen alle wirtschaftlich genutzten Fischbestände in der Nord- und Ostsee nachhaltig bewirtschaftet werden. Negative Auswirkungen der Fischerei auf ein Minimum zu reduzieren ist ein europäisches und damit auch ein deutsches Ziel. Deutschland setzt sich aber nicht nur im eigenen Land für den Meeresschutz ein, sondern unterstützt Partnerländer weltweit bei ihrem Vorhaben, die Ozeane nachhaltig zu schützen. Beispielsweise wird die Bundesregierung bis zum Jahr 2023 etwa 50 Millionen Euro für Abfallsammel- und Verwertungstechnologien bereitstellen. Nachweislich sind weltweit nur 10 Flüsse für den Transport von 90 Prozent des Plastikmülls, der in die Meere gelangt, verantwortlich.

Datenquelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis), 2019

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 13: UMGEHEND MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DES KLIMAWANDELS UND SEINER AUSWIRKUNGEN ERGREIFEN

Kommende Generationen werden dich nicht fragen, in welcher Partei du warst. Sie werden wissen wollen, was du dagegen getan hast, als du wusstest, dass die Pole schmelzen.“

Martin Sheen, amerikanischer Schauspieler

Der Klimawandel ist eines der dringendsten Themen unserer Zeit. Die weltweite Durchschnittstemperatur liegt aktuell 1°C höher als in der vorindustriellen Zeit. Die letzten vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1880, 2019 war das zweitwärmste Jahr überhaupt. Auch der CO2-Gehalt steigt stark an, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit hat er um 146 Prozent zugenommen. Dadurch schmilzt das Eis an den Polen und auf den Gletschern weltweit. In den vergangenen 25 Jahren sind 3 Billionen Tonnen Eis geschmolzen. Diese Menge entspricht 150 Tanklastern, die voll beladen mit Eis pro Sekunde auf der Autobahn an uns vorbeifahren würden.

Durch den Klimawandel gibt es unter anderem auch häufiger Erdrutsche, Überschwemmungen, Hurrikans, Dürre- und Hitzeperioden, Starkregen und Sturmfluten. Dadurch werden beispielsweise Häuser und Ernten zerstört. Menschen verlieren ihr Zuhause und ihre Nahrungsgrundlage. Etwa 21,5 Millionen Menschen sind aufgrund der Folgen des Klimawandels jedes Jahr gezwungen ihre Heimat zu verlassen und zu fliehen. Das wäre so, als würden sich fast alle Einwohner Australiens auf den Weg in ein anderes Land machen. Aber nicht nur Menschen, auch Tiere und Pflanzen sind von der Erderwärmung betroffen, werden aus ihrem Lebensraum gedrängt oder sind sogar vom Aussterben bedroht.

Dadurch, dass der Klimawandel mehr und mehr Katastrophen begünstigt, hat er zwischen 1998 und 2017 Schäden in Höhe von etwa 2,3 Billionen Dollar verursacht. In der gleichen Zeit sind etwa 1,3 Millionen Menschen aufgrund von klimabedingten Katastrophen gestorben. Dennoch werden 100 Milliarden Dollar mehr in fossile Brennstoffe investiert als in den Klimaschutz.

Auch der Rückgang der CO2-Emissionen während der Covid-19 Pandemie um etwa 6% wird nicht ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, dafür wäre ein jährlicher Rückgang von 7,6% notwendig.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Deutschland hat sich die Treibhausgasemission zwischen 1990 und 2019 um 35,1 Prozent verringert. Das klingt zwar gut, ist aber zu wenig, um die geplante Reduzierung um 40 Prozent im Jahr 2020 zu erreichen. Jeder von uns verursacht eine Pro-Kopf-CO2-Emission, die fast doppelt so hoch ist wie der globale Durchschnitt.

Auch die Anzahl extremer Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und Hitzeperioden hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht. Das Jahr 2018 war das heißeste und trockenste Jahr seit Messbeginn 1881. Seitdem hat sich die Temperatur in Deutschland um 1,4°C erhöht. Zukünftig wird es wahrscheinlich im Sommer viel weniger regnen und milde Winter sorgen dafür, dass kaum noch Schnee fällt.

In besonderer Weise sind auch unsere Wälder und die Gewässer vom Klimawandel betroffen. Die Bäume bekommen zu wenig Wasser und durch die Hitze steigt die Waldbrandgefahr und Schädlinge wie der Borkenkäfer breiten sich mehr aus. In der Nord- und Ostsee sowie in einigen Seen wachsen verstärkt Algen und Bakterien, die auch teilweise giftig sein können. Außerdem wird auch in den Alpen immer weniger Schnee fallen und die Schneesicherheit in den Skigebieten nimmt ab.

 

© Statistisches Bundesamt/Destatis, 2021

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 12: NACHHALTIGE KONSUM- UND PRODUKTIONSMUSTER SICHERSTELLEN

Immer wieder gibt der Mensch Geld aus, das er nicht hat, für Dinge, die er nicht braucht, um damit Leuten zu imponieren, die er nicht mag.“

Danny Kaye, Schauspieler, Komiker und Sänger

Braunkohle, Öl, Holz, Obst, Gemüse und Getreide – für den weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt, brauchen wir immer mehr Ressourcen. Die Menge an Rohstoffen, die wir zur Herstellung unserer gewünschten Produkte brauchen, hat sich seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt. Im Jahr 2018 verbrauchte jeder von uns durchschnittlich über 16 Tonnen Rohstoffe, das entspricht dem Gewicht von 11 Autos. In Ländern mit hohem Einkommen war die Menge 13 Mal höher, als in Ländern mit niedrigem Einkommen. Länder mit hohem Einkommen können ihren Rohstoffbedarf alleine meist nicht decken und beziehen daher viele Ressourcen aus Ländern des globalen Südens.

Wie können wir mit den knappen Ressourcen unseres Planeten so umgehen, dass sie auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben? Dazu ist ein tiefgreifender Wandel unserer Produktions- und Konsumpraktiken notwendig, weg von einer „Wegwerf-Kultur“ und hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der weniger verschwendet und mehr wiederverwendet und recycelt wird. Seit 1970 hat sich der weltweite Konsum an materiellen Gütern mehr als verdreifacht, Tendenz noch immer steigend.

Allein die weltweite Plastikproduktion ist von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 406 Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Bis 2015 haben wir mehr als 6,9 Milliarden Tonnen Plastikmüll erzeugt – fast 80 Prozent davon landet wiederum in Deponien oder in der Umwelt, nur neun Prozent wurde recycelt. Und das, obwohl in den letzten Jahren vermehrt über die Folgen von Umweltverschmutzung beispielsweise durch Plastikmüll berichtet wurde.

Jedes Jahr wird außerdem schätzungsweise ein Drittel aller produzierten Lebensmittel – 1,3 Milliarden Tonnen – weggeworfen. Gleichzeitig leiden mehr als 2 Milliarden Menschen auf der Welt an Hunger oder Unterernährung.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In Industrieländern wie Deutschland ist der Ressourcenverbrauch pro Kopf besonders groß. Jede und jeder Deutsche wirft pro Jahr durchschnittlich etwa 1,5 Kilogramm Kleidung, 85 Kilogramm Nahrungsmittel und rund 25 Kilogramm Plastikverpackungen in den Müll. Um auf die Flut an Plastikmüll zu reagieren, will die EU Einwegplastik wie Strohhalme oder Wattestäbchen verbieten, doch Plastikverpackungen sind noch immer allgegenwärtig.

Auch die richtige Mülltrennung hilft nur bedingt, denn die Hälfte der Plastikabfälle können nicht wiederverwertet werden. In Deutschland ist „Containern“, also das Retten von ungebrauchten Nahrungsmitteln aus dem Müll, trotz dramatischer Lebensmittelverschwendung noch immer illegal. Vorbild könnten hier Gesetzgebungen wie in Frankreich sein, wo es für den Handel bald verboten ist, neuwertige Lebensmittel wegzuwerfen.

Wichtig ist auch Information und Transparenz: Durch Umweltsiegel auf Produkten, wie den „Blauen Engel“, können Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde oder es bei der Nutzung beispielsweise wenig Energie verbraucht oder Treibhausgase ausstößt. In Deutschland war im Jahr 2016 nur fast jedes elfte Produkt mit einem staatlichen Umweltzeichen versehen.

Verbraucherinnen und Verbraucher in den Industrieländern haben überdurchschnittlich viel Macht, um mit ihren Entscheidungen auch globale Produktionsketten zu beeinflussen, zum Beispiel durch den Umstieg auf regionale, ökologische und fair gehandelte Lebensmittel.

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 11: STÄDTE UND SIEDLUNGEN INKLUSIV, SICHER, WIDERSTANDSFÄHIG UND NACHHALTIG GESTALTEN.

„Nachhaltigkeit heißt: Kann man auf Dauer so weitermachen, wie man es heute macht? Wenn man das nicht kann, dann ist es nicht nachhaltig“

Anselm Görres, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft

Jeder zweite Mensch weltweit lebt heute in einer Stadt – bis zum Jahr 2050 könnten es bis zu drei Vierteln der Weltbevölkerung sein. Städte sind Ballungszentren der Wirtschaft und der Innovation – sie produzieren rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Doch gleichzeitig verursachen sie bis zu 75 Prozent des menschlichen CO2-Ausstoßes. Städte bieten viel Potential für eine nachhaltigere Zukunft, denn ihre Bevölkerungsdichte bietet die Voraussetzungen für ökologischeres Wohnen und ressourcenschonende Mobilitätskonzepte.

Der Zugang zu Ressourcen innerhalb von Städten ist noch immer ungleich verteilt. 2018 stieg der Anteil der Stadtbevölkerung, der in Slums lebt, auf 24%. Viertel ohne Wasser- und Stromversorgung liegen in den Metropolen des globalen Südens oft unmittelbar neben „Gated Communities“ oder Golfplätzen mit Flutlicht und Rasensprenganlagen. 9 von 10 Stadtbewohnern atmen Luft, deren Feinstaubbelastung über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation liegt. Nur rund die Hälfte hat einfachen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und bloß 20 Prozent zu öffentlichen Räumen wie Plätzen oder Parks. Durch die Folgen des Klimawandels werden Ungleichheiten noch verstärkt, denn die ärmsten Menschen sind oft am stärksten von Naturkatastrophen und ähnlichem betroffen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

In deutschen Großstädten gibt es zurzeit kaum ein brisanteres Thema als Mieten und Wohnungsnot. So fürchtet sich zum Beispiel jeder dritte Mieter in Hamburg davor, die Wohnung zu verlieren. Vor allem Geringverdienende müssen oft weit mehr als die empfohlenen 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. So wird Mieten zum Armutsrisiko – Geringverdienende werden immer weiter aus den Innenstädten verdrängt und so auch von Infrastruktur und sozialem Leben abgeschnitten. Eine der zentralen Herausforderungen der Stadtentwicklung ist also, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und gleichzeitig eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt zu erhalten, indem öffentlicher Raum und Stadtnatur geschützt werden.

Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Verbesserung der Infrastruktur für Fahrrad- und Fußverkehr sind Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklungsstrategie. Diese muss auch den ländlichen Raum mitdenken. Denn die Lebensqualität und den Zugang zu Mobilität, Bildung und Infrastruktur in Stadt und Land anzugleichen, bedeutet auch, dem demographischen Druck auf die Städte entgegen zu wirken und ländliche Regionen zu attraktiven Standpunkten für Wirtschaft und Innovation zu machen.

Deshalb hat sich auch Deutschland das Ziel gesetzt, Städte nachhaltiger und damit zukunftsfähiger zu gestalten. Außerdem sollen Städte inklusiver werden, das heißt niemand soll ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Dafür braucht es etwa mehr bezahlbaren Wohnraum und bessere Mobilität. Dabei werden auch die Umwelt und das Klima berücksichtigt, denn ein weiteres Ziel ist die CO₂-neutrale, klimaangepasste und energieeffiziente Stadt. Um diese Ziele zu erreichen entwickeln Bund, Länder, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger Ideen und Pläne. Neben Plänen zur Stadtentwicklung setzt Deutschland auf die Entwicklung ländlicher Regionen, um die Lebensqualität auf dem Land und in der Stadt gleichwertig zu gestalten.

 

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 10: UNGLEICHHEIT IN UND ZWISCHEN LÄNDERN VERRINGERN

„Würde man das Vermögen der unteren Hälfte auf 1,5 oder zwei Prozent aufstocken, hätte man für die Armen so viel erreicht wie mit 30 Jahren Wachstum, und das, ohne die planetarischen Grenzen weiter zu überschreiten.“

Thomas Pogge, Professor für Philosophie

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Das heißt, dass wir alle die gleichen Rechte haben, beispielsweise das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Das bedeutet auch, dass wir alle die gleichen Chancen haben sollten, etwa beim Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung sowie sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe. Vielen Menschen bleibt dies jedoch verwehrt, weil sie von Armut betroffen sind. Armut hat viele Gesichter und damit einhergehend auch Ungleichheit. So haben beispielsweise 258 Millionen Kinder und Jugendliche keinen Zugang zu Bildung – das sind fast doppelt so viele Kinder, wie in ganz Europa leben. Auch eine Gesundheitsversorgung ist nicht für alle Menschen selbstverständlich, ebenso wenig wie die Gleichstellung von Mann und Frau.

Auch das Vermögen in Form von Kapital, Ressourcen und Immobilien ist ungleich auf der Welt verteilt. Mehr als ein Drittel des weltweiten Vermögens gehört 1 Prozent der reichsten Menschen und auch das restliche Vermögen wird unter den verbliebenen 99 Prozent der Weltbevölkerung ungleich und ungerecht verteilt. Innerhalb und zwischen den Ländern ist die wirtschaftliche Ungleichheit zwar noch immer hoch und in vielen Ländern steigt der Anteil des Einkommens, der den reichsten 1 Prozent zugutekommt. Gleichzeitig ist jedoch in den meisten Ländern ein Anstieg des Einkommens der ärmsten 40 Prozent der Weltbevölkerung zu verzeichnen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Um Ungleichheiten in Deutschland zu verringern, setzt man auf Integration, die Förderung gleicher Bildungschancen und eine gerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen.

Deutschland ist ein buntes Land und für ein friedliches Miteinander ist die Integration der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer unverzichtbar. Besonders wichtig ist nicht nur der Spracherwerb, sondern auch eine schulische Qualifizierung. Ausländerinnen und Ausländer ohne deutsche Staatsbürgerschaft erreichen in Deutschland seltener einen Schulabschluss, verglichen mit deutschen Schulabsolventinnen und –absolventen. Im Hinblick auf höhere Bildungsabschlüsse fällt auf, dass nur etwa 15 Prozent der ausländischen Schulabsolventinnen und -absolventen im Jahr 2019 die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife erreicht haben, während mit 36,7 Prozent doppelt so viele deutsche Schulabsolventinnen und -absolventen einen höheren Abschluss erreichten.

Einkommensungleichheiten werden in Deutschland insbesondere mithilfe von Sozialleistungen, Sozialversicherungen und Steuern entgegengewirkt.  Dennoch ist das Vermögen in Deutschland aber deutlich ungleicher verteilt. Einer der Gründe hierfür ist dass die Menschen in Deutschland viel häufiger zur Miete wohnen statt in eigenen Immobilien.

©Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 9: WIDERSTANDSFÄHIGE INFRA­STRUK­TUR AUFBAUEN, BREITEN­WIRKS­AME UND NACH­HALTIGE INDU­STRIALI­SIE­RUNG FÖRDERN UND INNO­VATIONEN UNTERSTÜTZEN

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Albert Einstein,
theoretischer Physiker und Physik-Nobelpreisträger

Funktionierende Infrastruktur ist eine Grundlage für ein gutes Leben, eine produktive Wirtschaft und Industrie. Infrastruktur bedeutet nicht nur Straßen, Brücken oder Schienennetze, sondern auch die Versorgung mit Internet, Strom, Wasser oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Von all diesen Faktoren hängt es ab, ob uns beispielsweise medizinische Versorgung oder gesunde Nahrungsmittel einfach zugänglich sind, und ob wir am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Auch Unternehmen sind auf Infrastruktur angewiesen, zum Beispiel auf verlässliches Internet und sichere Straßen zum Transport ihrer Produkte.

Vor allem in sogenannten Entwicklungsländern besteht großes Interesse an Industrialisierung und einem Umstieg auf produktive Industrien, um langfristig Arbeit und Wohlstand zu sichern. In den heutigen Industrieländern waren diese Entwicklungen allerdings mit massiven Belastungen für die Umwelt verbunden. Um die Länder des globalen Südens an den Vorteilen einer starken Industrie und Infrastruktur teilhaben lassen zu können, spielen gezielte Förderungen von Innovationen und Forschung eine wichtige Rolle, zum Beispiel im Bereich der erneuerbaren Energien.

Im Jahr 2017 flossen insgesamt 59 Milliarden Dollar aus öffentlichen Mitteln in die Wirtschaftsinfrastruktur in sogenannten Entwicklungsländern ein. Trotz alldem verläuft die Industrialisierung in den am wenigsten entwickelten Ländern immer noch zu langsam voran. Es gibt erhebliche Unterschiede in der industriellen Produktivität zwischen armen und reichen Ländern. Grund dafür: der Zugang zur angemessenen Finanzierung für Innovationen, Effizienzsteigerung und neue Märkte fehlt, die zum Wachstum der Unternehmen beitragen. Dadurch wäre es möglich, neue Arbeitsplätze zu schaffen und einen besseren Lebensstandard für alle zu erreichen.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Deutschland belegt, einer OECD-Studie zufolge, Platz 6 im Ranking der nachhaltigsten Industrieländer. Vor allem im „Greentech“-Bereich spielt Deutschland eine wichtige Rolle – also bei der Entwicklung und Produktion von Technologien zum Umweltschutz und erneuerbaren Energien. Trotzdem gibt es auch in Deutschland noch viel zu tun, denn die Energie- und Verkehrswenden gehen nur langsam voran und der Zugang zu hochwertiger Infrastruktur ist noch ungleichmäßig.

Noch immer haben nicht alle Haushalte und Regionen Zugang zu schnellem Breitband-Internet und die Glasfaseranschlüsse, die in anderen Ländern als Selbstverständlichkeit gelten, sind hierzulande noch eine Ausnahme. Eine schwache Infrastruktur führt unter anderem dazu, dass Firmen aus unterversorgten Regionen abwandern – es folgen Bevölkerungsrückgang und Arbeitslosigkeit. 19 Regionen, vor allem in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet, sind akut von Strukturschwäche durch mangelnde Infrastruktur, schwache Wirtschaftsentwicklung und Bevölkerungsrückgang/Abwanderung gefährdet.

Platz 2 belegt Deutschland hingegen als eines der innovativsten Länder der Welt. Das Statische Bundesamt ermittelt jährlich den Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. 2019 lagen die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei 110 Mrd. Euro, das entspricht einem Anteil von 3,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis zum Jahr 2025 private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung, auf mindestens 3,5 Prozent des BIP zu erhöhen. Deutschlands Aufgabe ist es, einen Fokus auf nachhaltige Innovationen und grüne Technologien zu legen und Entwicklungs- und Schwellenländern ebenfalls zu einem Zugang zu bereits bestehendem Wissen und neuer Forschung und Entwicklung zu verhelfen.

© Statistisches Bundesamt/Destatis

Quelle: 17Ziele.de

ZIEL 8: DAUERHAFTES, BREITENWIRKSAMES UND NACHHALTIGES WIRTSCHAFTS­WACHSTUM, PRODUKTIVE VOLLBE­SCHÄFTIGUNG UND MENSCHEN­WÜR­DIGE ARBEIT FÜR ALLE FÖRDERN

„Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren.“

Dennis Meadows, Ökonom

Arbeit macht einen Großteil unseres Lebens aus. Sie bestimmt unseren Alltag und ermöglicht uns zugleich, zu wohnen, zu essen und vieles mehr. Es wurde noch nie so viel auf der Welt produziert und konsumiert wie heute – sei es Kleidung, Lebensmittel oder technische Geräte wie Handy und Autos. Hierbei spielt Wirtschaftswachstum eine wichtige Rolle im Kampf gegen globale Armut. Doch Wachstum allein führt nicht automatisch zu mehr Wohlstand oder guter Arbeit für alle. 700 Millionen Menschen leben weltweit in Armut, obwohl sie arbeiten.

Mehr Menschen als je zuvor leben heute in Zwangsarbeit, in dem sie vorübergehend oder lebenslang als Eigentum anderer behandelt werden: Weltweit rund 40 Millionen Menschen, die unter anderem in der Landwirtschaft, der Textilindustrie oder der Rohstoffgewinnung tätig sind. Durchschnittlich arbeiten so indirekt für jeden Deutschen rund 60 „Sklaven“ – durch globale Produktionsketten ist es kaum möglich zu garantieren, dass in einem Smartphone, einem T-Shirt oder einer Tasse Kaffee keine Zwangsarbeit steckt.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene arbeiten weltweit immer noch unter extremen, gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen und verdienen dabei nur einen Hungerlohn. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit anstatt in die Schule zu schicken, da sie zu arm sind, um ihre Familie alleine zu ernähren. Laut Schätzungen von UNICEF sind weltweit 150 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren schon berufstätig. Die meisten von ihnen leben in Afrika, gefolgt von Asien. Sie verrichten oftmals Tätigkeiten, die ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung schaden und obendrauf die Umwelt stark belasten.

Ein weiteres großes Hindernis für menschenwürdige Arbeit stellt auch die Schattenwirtschaft. Damit ist die Arbeit ohne Besteuerung und Regulierung gemeint oder legale (z.B. Müllsammler) und illegale (Schwarzarbeit, Kriminalität) Tätigkeiten. Dies wirkt sich negativ auf das Einkommen, den Sozial-, Arbeits- und Gesundheitsschutz und die allgemeinen Arbeitsbedingungen aus. Die Schattenwirtschaft sorgt für mehr Armut und stellt eine große Herausforderung bei der Verfolgung des Ziels einer menschenwürdigen Arbeit für alle dar – sowohl in Deutschland wie auch in anderen Ländern.

Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Deutschland gehört zu den reichsten Industrieländern der Welt. Dieser Wohlstand und das Wirtschaftswachstum sind auf Kosten natürlicher Ressourcen erreicht worden. Ökologisch gesehen leben und konsumieren wir in Deutschland weit über unsere Verhältnisse – um unseren Ressourcenverbrauch zu decken wären mehrere Erden notwendig. Der Umstieg auf eine nachhaltigere Wirtschaft ist also eine große Herausforderung, die auch den Arbeitsmarkt verändern wird. Aber auch unser Konsumverhalten muss nachhaltiger werden.

Schlechte Arbeitsbedingungen sind nicht nur in so genannten Entwicklungsländern ein Problem. Auch in Deutschland herrschen in vielen Bereichen Lohndumping und prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leih- oder Zeitarbeit. Besonders von Ausbeutung gefährdet sind Arbeitsmigranten oder Saisonarbeiter, die oft in der Landwirtschaft oder in der Baubranche eingesetzt werden. Aber auch der Online-Bereich ist hiervon betroffen beispielsweise durch den Versandhandel und Zustellungen von Paketen – niedrige Preise, niedrige Löhne für harte Arbeit. Und auch in Deutschland leben schätzungsweise 170.000 moderne „Sklaven“. Obwohl es vergleichsweise wenig Arbeitslosigkeit gibt, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht für alle gleich. So sind Menschen mit Behinderung öfter arbeitslos als der Durchschnitt und Frauen leisten häufig unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt oder in der Pflege.

Aufgrund des demographischen Wandel kann es in Deutschland langfristig zu einem Mangel an Fachkräften kommen. Wenn es mehr ältere Menschen im Ruhestand gibt und weniger arbeitende Menschen, werden zunehmend die sozialen Sicherungssysteme mangels eingehender Beiträge unterfinanziert. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige), sprich die Erwerbstätigenquote lag 2019 bei 80,6 Prozent, sodass der Zielwert von 78 Prozent für 2030 bereits jetzt erreicht worden ist.

©Statistisches Bundesamt/Destatis, 2021

Quelle: 17Ziele.de